Reformation in Zürich
Huldrych Zwingli, der Revoluzzer
1519 kam Huldrych Zwingli nach Zürich und begann, eine neue Auslegung der Bibel zu verkünden. Er teilte die Ansicht Martin Luthers, dass alles, was nicht der Originalfassung der Heiligen Schrift entspräche, aus dem religiösen Leben verbannt werden sollte: Er liess Heiligenbilder, Kirchengesang und das Fastengebot aus den Kirchen entfernen und sprach sich gegen die Verehrung von Reliquien, das Zölibat und die Eucharistie (Abendmahl) aus. Zudem beseitigte er den Ablasshandel und das Söldnertum.
Reiche Schweiz dank Reformation?
Ab 1530 galten für Zürcherinnen und Zürcher strenge Sittenmandate:
- hochgeschlossene Kleidung
- strikte Aufteilung der Geschlechterrollen
- Besuchspflicht für den sonntäglichen Gottesdienst
- Schliessung der Wirtshäuser um 21.00 Uhr
Auf den ersten Blick klingt das sehr streng und negativ, doch diese Regeln legten gleichzeitig den Grundstein für die reiche Schweiz, wie wir sie heute kennen. Zwingli propagierte eine neue Arbeitsethik – Fleiss, Disziplin, Sparsamkeit und Genügsamkeit – und führte das Sozialwesen ein, das sich auch um die Ärmsten und Randständigen kümmerte.
Und während erste Fabriken, internationaler Handel und neues Gewerbe ausschliesslich in den protestantischen Gebieten entstanden, blieben die katholischen Kantone weiterhin geprägt durch ärmliche Bauernhöfe, die ihr spärliches Einkommen den umso prunkvolleren katholischen Kirchen abgeben mussten.