Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich
Wer ist Harald Naegeli?
Als «Sprayer von Zürich» wurde Harald Naegeli Ende der 1970er-Jahren weltberühmt. Mit seinen illegalen Wandzeichnungen protestierte er gegen die Urbanisierung und das monotone Stadtbild Zürichs. Nachts sprayte er seine Strichfiguren, meist Naturgeister, an Gebäude und Wände, die er als langweilig empfand. In ihrer Eleganz und Leichtigkeit sind die Naegeli-Figuren unverkennbar. Der Graffiti-Künstler erweckte mit seinen Figuren aber nicht nur Aufsehen, sondern auch bald das Interesse der Polizei.
Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei
Es folgte ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei. Es gelang dem Sprayer lange, seine Identität geheim zu halten. Einer Haftstrafe wegen Sachbeschädigung entzog er sich durch eine Flucht nach Deutschland. Doch trotz der Unterstützung durch berühmte Künstler wie Joseph Beuys oder Politiker wie Willy Brandt wurde Naegeli letztendlich für ein halbes Jahr inhaftiert. Er hatte sich 1980 selbst gestellt.
Der Mythos
Nach abgesessener Haftstrafe wendete er Zürich den Rücken zu und ging nach Düsseldorf. Viele seiner Zürcher Werke wurden entfernt. Leider, denken sich sicherlich viele rückblickend. Erst 2020 kam der «verlorene Sohn» nach Zürich zurück. In der Zwischenzeit tauchten immer wieder «Naegelis» auf, auch in Venedig. Allerdings waren sich sogar Naegeli-Experten nie ganz einig, ob es tatsächlich Originale waren. Das steigerte den Naegeli-Mythos.
Vom illegalen Sprayer zum gefeierten Künstler
Inzwischen gelten die einst als rebellisch und anarchisch gewerteten Figuren Naegelis als anerkannte künstlerische Eingriffe in die Alltagswelt. Das wurde 2020 mit dem Kunstpreis der Stadt Zürich honoriert. Naegeli selbst sieht sich als Zeichner, der sich nicht nur auf Papier beschränkt, sondern auch Wände als Zeichenunterlage versteht. Er gehört zu den ersten Schweizer Künstlern, die sich politisch-motivierten Interventionen auf der Strasse widmeten. Das Werk des Streetart-Pioniers wird zur Kunst im öffentlichen Raum gezählt.
Harald Naegeli Graffiti-Tour
Auf der Naegeli-Stadtkarte sind alle seine Werke auf einen Blick ersichtlich. Bei einer englischen Audiotour, die vom Grossmünsterplatz quer durch die Stadt zum Kunsthaus Zürich führt, erhalten Stadtentdecker:innen zusätzlich spannende Einblicke in das Leben des bekannten Schweizer Künstlers. Orte, die noch nicht erfasst wurden, können gerne der Naegeli-Stadtkarte hinzugefügt werden.
Hier ist Sprayen erlaubt:
Graffiti sind nicht immer und überall erlaubt. In der Stadt Zürich gibt es aber Wände, die offiziell besprüht werden dürfen, etwa am Letten oder bei der Roten Fabrik.