Swiss Style: Schweizer Typografie und Grafik
Gestaltung und Design made in Switzerland
Die Schweizer Typografie und Grafik haben eine reichhaltige Geschichte und sind international bekannt. Daraus entwickelte sich der sogenannte Swiss Style, der einen starken Einfluss auf das zeitgenössische Design weltweit hat. Wir begegnen diesem Stil täglich, oft unbewusst: in Plakaten, Strassenschildern, Websites und Logos bekannter Marken wie IBM und Microsoft, die Swiss-Design-Elemente eindrucksvoll zeigen.
Was ist Swiss Design oder auch Swiss Style?
«Swiss Style» und «Swiss Design» bezeichnen das Schweizer Grafikdesign sowie die zugehörige Typografie, die in den 1950er- und 1960er-Jahren internationale Bekanntheit erlangten. Besonders populär zu dieser Zeit: die Schweizer Plakatkunst. Doch auch über die Plakate hinaus bildete das Swiss Design die Grundlage für einen Grossteil der Entwicklungen des Grafikdesigns in der Mitte des 20. Jahrhunderts. So wird angenommen, dass viele Elemente des Computerdesigns unter dem Einfluss des Swiss Style entstanden sind. Der Schweizer Stil basiert auf drei Prinzipien: Klarheit, Lesbarkeit und Objektivität. Zum Einsatz kommen minimalistische Grafiken, ein modulares Rastersystem, asymmetrische Layouts sowie serifenlosen Schriftarten.
Bekannte Schweizer Fonts
Apropos Schriftarten: Die unterschiedlichen Fonts des Swiss Design prägten die Strömung massgeblich und sind auch heute noch extrem populär. Hier nur einige wenige Beispiele für bekannte Schweizer Schriftarten:
Helvetica
Die beliebte Schriftart wurde im Jahr 1957 vom Schweizer Grafiker und Typografen Max Miedinger in Zürich entworfen. Sie ziert bis heute weltweit unzählige Print- und Online-Medien und ist übrigens auch für Millionen von Menschen die Standardschrift für E-Mails.
Was haben Zürich und New York gemeinsam? Da könnte man vieles aufzählen, doch mit Blick auf den Swiss Style besonders interessant: Sowohl die Zürcher Zug-, Bus- und Tramschilder als auch die Beschilderung der New Yorker U-Bahn bedienen sich der Schriftart Helvetica.

Fun Fact
Auch die eigene Hausschrift von Zürich Tourismus, Zurich Haas Grotesk Round, wurde in der Schweiz entworfen und reiht sich in die Tradition des Swiss Style ein. Sie basiert auf Neue Haas Grotesk, der «Ur-Helvetica» aus Zürich. Runde Punkte und weitere kleine Anpassungen verleihen der Schrift ihren charmanten Eigencharakter und die Freundlichkeit, die sich auch in der Zürcher Gastfreundschaft widerspiegeln.

Akzidenz-Grotesk
Sie ist die Mutter der Schweizer Schriftarten. 1896 von der Berthold Schriftgiesserei entwickelt, diente sie als Inspiration für zahlreiche spätere Fonts, darunter Helvetica und Univers. In den USA konnte man den Font unter dem Namen «Standard» oder auch «Basic Commercial» erwerben.

Akkurat
Der Swiss Style ist noch lange kein Ding der Vergangenheit. Auch im 21. Jahrhundert ist er weiterhin relevant und zeitgenössisch. Etwa mit der 2004 von Laurenz Brunner entworfenen Akkurat, die sich nahtlos in die Reihe der Fonts im klassischen Schweizer Design einfügt.

Univers
Das Jahr 1957 brachte eine weitere Schweizer Schriftart hervor: Entworfen von Adrian Frutiger, war die Univers eine der ersten Schriften, die eine Schriftfamilie bildete. Das bedeutet, dass man sie in verschiedenen Grössen und Gewichten nutzen konnte und kann.
Swiss Design im Museum für Gestaltung live erleben
Das Swiss Design lässt sich am eindrücklichsten erleben, wenn man es mit eigenen Augen sieht. Deshalb empfehlen wir einen Besuch im führenden Museum für Design und visuelle Kommunikation: das Museum für Gestaltung. Noch nicht genug von Swiss Style?
Von der Kunstgewerbeschule über die Zurich Design Weeks bis hin zu thematischen Ausstellungen der F+F Schule: In Zürich kommen Gestaltungsfans auf jeden Fall auf ihre Kosten.
Geschichte des Swiss Style
Das Swiss Design in Kürze
Der Ursprung | Der Swiss Style wurde von den modernistischen Kunstbewegungen der 1910er- und 1920er-Jahre inspiriert: Bauhaus, Konstruktivismus oder auch De Stijl. Dabei hebt er sich bewusst von vorhergehenden Kunstrichtungen wie dem Jugendstil ab. |
Design als Beruf | Erst ab 1915 bieten die Kunst- und Gewerbeschulen in Basel und Zürich erste Lehrgänge für «Angewandte Grafik» an. |
Der Einfluss des SWB | Wie jede Kunstrichtung entstand auch das Swiss Design nicht in einem Vakuum. Vielmehr förderte in den 1920ern der Schweizerische Werkbund (SWB) mit seiner engen Verbindung zur Zürcher Kunstgewerbeschule aktiv die funktionale Industrieform. So trug er zur Herausbildung eines modernen Grafikdesigns bei. |
Internationale Bekanntheit | Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg war der Swiss Style eine beliebte Wahl für Plakate, punktete er doch durch Klarheit, Lesbarkeit und Objektivität. Dies verlieh ihm zunehmende Aufmerksamkeit. Die Schweizer Grafik und Typografie wurden sodann in den 1950er- und 1960er-Jahren international bekannt. |
Die Zeitschrift «Neue Grafik» | 1956 gründen namhafte Schweizer Grafiker die dreisprachige Zeitschrift «Neue Grafik / New Graphic Design / Graphisme actuel». Sie erscheint zwischen 1958 und 1965 und gilt als Sprachrohr für die Bewegung der modernen Schweizer Grafik. |
Die Entstehung von Helvetica und Univers | Mit der Entwicklung der zwei Kultschriften Helvetica und Univers im Jahr 1957 beginnt das goldene Zeitalter der schweizerischen Typografie. |
Who is who?
Die einflussreichsten Schweizer Designer
Ernst Keller
1891–1968
Ernst Keller gilt als der Vater der Schweizer Grafik. Er leitete von 1920 bis 1956 die Zürcher Grafikklasse und verwendete als einer der Ersten, das Rastersystem. Sein Motto: Der Inhalt soll das Design bestimmen.
Er prägte den Swiss Style aber nicht nur direkt, sondern als Lehrer und Mentor auch indirekt: Namhafte Schriftgestalter:innen und bekannte Grafiker:innen wurden von ihm unterrichtet und/oder inspiriert
Josef Müller-Brockmann
1914–1996
Josef Müller-Brockmann studierte Grafikdesign und Architektur an der Kunstgewerbeschule Zürich. 1934 eröffnete er dann sein eigenes Grafikdesign- und Illustrationsstudio in Zürich. Eindrückliches Ergebnis seines konstruktivistischen Ansatzes im Grafikdesign: sein erstes Plakat für die Tonhalle in Zürich, das er 1950 entwarf. Allgemein waren es seine Plakate, die ihm grosse Bekanntheit verliehen.
Im Jahr 1957 übernimmt er als Nachfolger von Ernst Keller die Professur für Grafikdesign an der Kunstgewerbeschule Zürich. Er ist 1958 einer der Mitbegründer der dreisprachige Zeitschrift «Neue Grafik / New Graphic Design / Graphisme actuel».
Armin Hofmann
1920–2020
Ein weiterer führender Kopf des Swiss Design war Armin Hofmann. Im Alter von 26 Jahren trat er eine Stelle als Lehrer an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel an. Später übernahm er die Leitung der Grafikdesign-Abteilung an der Schule für Gestaltung Basel.
Sein Markenzeichen: der Einsatz grundlegender grafischer Elemente wie Punkt, Linie und Form. Dabei schafft er es, in seinen Designs sowohl Einfachheit als auch Komplexität zu verkörpern. Auch Hofmann ist für seine Plakat-Designs berühmt. Dabei geht er mit Farbe und Schrift besonders sparsam um. Seine Ansichten und Lehren verewigt er 1965 in seinem Werk «Methodik der Form- und Bildgestaltung», ein grosser Klassiker unter den Lehrbüchern für Grafikdesigner:innen auf der ganzen Welt.
Emil Ruder
1914–1970
Emil Ruder war ein weiterer bedeutender Schweizer Typograf und Grafikdesigner. Sein Beitrag zur Entwicklung des Swiss Design ist nicht zu unterschätzen.
Ihm verdankt die Grafikwelt einen ganzheitlichen Ansatz im Typografiedesign und in der Lehre: bestehend aus Theorie und einer systematischen praktischen Methodik, untermauert von philosophischen Elementen. So lehrte er, dass die Typografie dazu dient, durch Schrift Ideen zu kommunizieren. Sein Steckenpferd: Sans-serif-Schriftarten – zu denen bekanntermassen auch die zwei grossen Schweizer Fonts Helvetica und Univers zählen.
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